Siddhartha_meine Interpretation

„Ist es Schicksal?“ Tatsächlich lag in der Bibliothek meiner Rehaklinik dieses wunderbare Buch. Es soll mir sagen „Lies mich noch einmal. Was sagt es dir heute?“

Ich war 17 Jahre, als mir quasi Siddhartha von Hermann Hesse für ein Referat in die Hände fiel. Es war das letzte vieler Lektüren, welche zur Auswahl standen. Der Buchtitel gefiel mir. Versprach doch dieser Einblicke in eine fremde spirituelle Welt und den Weg zur Erleuchtung. Als ich das Buch begann zu lesen, dachte ich mir: „Oh, du meine Güte, welch schwieriges Buch für mein Referat?“ Doch mit der Zeit gefiel mir diese Ausdrucksweise. Mein Referat war ein voller Erfolg und ich bekam voll des Lobes für meine Interpretation. Damals hat das Buch eine innere Zufriedenheit in mir ausgelöst. Besonders die Szene mit der Erleuchtung Siddharta’s am Fluss verursachte bei mir Gänsehautfeeling.

Heute habe ich nach nur wenigen Tagen dieses Buch ausgelesen. Der Text bereitete mir dieses Mal absolut keine Probleme. Im Gegenteil! Diese Zartheit der Gefühle, der respektvolle Umgang aller Figuren zueinander, die detaillierten landschaftlichen Beschreibungen, ich tauchte wieder voll ein in dieses Buch. Emotionen wechselten in mir. Mal lachend, mal nachdenklich, dann wieder mit Tränen in den Augen. Siddhartha, der unzufriedene Knabe und junge Mann, oft über andere lustig machende, teilweise überheblich und von sich überzeugend wirkende, auf der Suche nach dem einem, nämlich der „Erleuchtung“. Es ist seine innere Stimme, die weiß, was gut ist für ihn. Dieses Urvertrauen, diese innere Stimme, ist unser Unterbewusstsein.

Nicht Lehren und Weisheiten führen uns zur „Erleuchtung“ und inneren Zufriedenheit. Nein, der Weg liegt ganz einfach in uns selbst. Dafür bedarf es keinen Hochschulabschluss. Mit Spannung habe ich alle seine Station in seinem Leben verfolgt. Besonders auch die vielen Jahre bei Kamala, der Kurtisane. Ein Leben, das er früher verachtete und doch diesem verfiel.



Ja, so schnell kann es gehen, wenn sich die Gelegenheit dafür bietet. Seit ich das Buch gelesen habe, bin ich auch durch alle möglichen Phasen meines Lebens hindurch gegangen.

Heute sage ich mir, es hat so sein sollen, ich bereue nichts. Alles, was mir im Leben widerfahren ist, hat seinen Platz. Sämtliche Herausforderungen haben mich zu jenem Menschen geformt, welcher ich heute bin. Lasse sein, was war und geschehen was kommt. Das Buch zeigt mir auch, dass jeder seinen eigenen Weg gehen soll und muss. Kein Leben gleicht dem Leben eines anderen. Jeder soll und muss seine eigenen Erfahrungen machen. Nur so lernen wir für unser Leben. Gehen immer einen Schritt weiter. In sich hineinhören und horchen, was man tatsächlich möchte. Kein Mensch ist nur gut oder böse. Es gibt immer zwei Seiten im Leben. Jenes annehmen, was nicht änderbar ist. Ändern, was zu ändern du vermagst. Das Leben ist kein Wunschkonzert. Jeder ist aufgefordert, es selbst in die Hand zu nehmen, des eigenen Glückes willen.

@Foto pixabay

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